Noch immer halten sich überholte Denkweisen im Jugendfußball: Die 1. Mannschaft ist die beste, die 2. nur das Auffangbecken. Wer gefördert wird, steht in der Startelf. Wer talentiert ist, wird früh zum NLZ geschickt. Turniersiege sind das Maß der Dinge.
Doch diese Logik funktioniert nicht mehr. Und sie war vielleicht nie fair.
Wir bei FUXSTAR sind deutschlandweit mit Fußballschulen, Turnieren und Nachwuchsvereinen vernetzt. Und was wir zunehmend sehen: Vereine, die bewusst zwei leistungsorientierte Mannschaften pro Jahrgang aufbauen. Nicht weil sie es müssen, sondern weil sie es können – weil die Leistungsdichte so hoch ist, dass es schlicht mehr als 14 Kinder gibt, die auf höchstem Niveau gefördert werden sollten.
Beispiel: Niendorfer TSV – Jahrgang 2014
Ein Verein, der seit Jahrzehnten für exzellente Nachwuchsarbeit steht und regelmäßig in der Liste der „Besten Nicht-NLZ“ von Skillers Academy auftaucht.
Im Jahrgang 2014 nutzt der Verein die Öffnung des Hamburger Fußball-Verbands für zwei Teams pro Jahrgang, um gleich zwei Mannschaften in der höchsten Spielklasse zu fördern – ein mutiger und zukunftsorientierter Schritt.
Jedes Kind spielt – jede Woche
Statt früher Auslese und harter Kadergrenzen setzt man in der 2.E (A2) auf Entwicklung: Mehr Spielzeit, mehr Kinder, mehr Potenzial. Dafür wurde sogar eine zusätzliche Mannschaft in der höchsten U11-Spielklasse gemeldet – um auch jenen ausreichend Minuten zu geben, die sonst zu kurz kommen würden.
Was bringt das?
- Mehr Kinder erhalten hochwertige Spielzeit
- Weniger Frust durch Frühselektion
- Längere Verweildauer im Verein
- Individuelle Stärken entwickeln sich nachhaltiger
- Bessere Vorbereitung auf den Übergang zur U14–U15
„Taktik kann man später lernen – Technik, Kreativität und Spielintelligenz nicht.“
@hanneswolf1981, DFB
Bio-Banding statt Trikotnummer
Spätentwickler sind oft das Rückgrat späterer Leistungskader. Körperliche Reife und mentale Belastbarkeit verlaufen individuell – nicht synchron zur Altersklasse. Zwei leistungsorientierte Teams pro Jahrgang schaffen den Raum für genau diese Entwicklung.
Turniere gegen NLZ: Echte Reifeprüfung oder Imagekampagne?
Spiele gegen NLZ-Teams wie Wolfsburg, RB Leipzig oder den HSV beeindrucken – doch sind sie wirklich der Maßstab? Ein 3:3 gegen ein starkes Regionalliga-Team kann entwicklungsrelevanter sein als ein 0:1 gegen ein Bundesliga-NLZ.
Natürlich sind solche Spiele wertvoll – wenn sie nicht als Pokal fürs Instagram-Profil, sondern als Erfahrungswert genutzt werden.
Beispiel: Vorwärts-Wacker 04 – Doppelerfolg im Jahrgang 2011
In der Saison 2024/25 gewannen sowohl die 1.D (A1) als auch die 2.D (A2) des S.C. Vorwärts-Wacker von 1904 e.V. ihre jeweilige Landesliga-Staffel – und qualifizierten sich sportlich für die Oberliga Hamburg.
Doch laut Regularien durfte nur eine Mannschaft aufsteigen. Ein Paradebeispiel dafür, dass Qualität nicht an der Mannschaftsnummer hängt – und wie strukturelle Begrenzungen eine breite Talentförderung noch behindern.
Fazit
Der Jugendfußball in Deutschland verändert sich – langsam, aber spürbar. Wer heute noch glaubt, dass die 1. Mannschaft alles ist, verpasst die Entwicklung der nächsten Jahre. Denn Talent ist keine Momentaufnahme – sondern ein langfristiger Prozess.
Wir bei FUXSTAR feiern jeden Verein, der Kinder nicht nur früh auswählt, sondern viele lange mitnimmt.
Die 2.E des Niendorfer TSV ist dafür ein starkes Beispiel.